Maria PT 1Tango ist ein Gefühl, Leidenschaft und Emotion pur, und gerade zu erleben am Pfalztheater. Die Tango-Oper „Maria de Buenos Aires“ in zwei Teilen von Astor Piazolla, dem Libretto von Horacio Ferrer und zusätzlichen Texten aus dem Roman „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino ist ein Genuss für Augen und Ohren. 

 

Maria PT 5Im geschäftigen Buenos Aires nimmt tagsüber fast niemand den anderen wahr. Es herrscht hektisches Treiben. Als in der Nacht ein tödliches Unglück auf einer Baustelle geschieht, geht auch hier das Leben der Menschen einfach weiter. Doch der Tote kehrt wieder und beschwört das vergessene Bild und die Stimme von Maria von Buenos Aires herauf. Sie ist seine große Sehnsucht. Und Maria kommt als Stadtbewohnerin auf die Bühne.

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Was jetzt folgt ist ein Gesamtkunstwerk, das den Körper, die Seele und den Schmerz in einem vereinigt: dem Tango. Er ist emotional, leidenschaftlich, glamourös, feurig und zugleich traurig, intim und auch einsam. Begleitet von der Stimme des Payador, eines Straßensängers, und den Stimmen der Menschen, die aus dem Mysterium zurückgekehrt sind, wird vom Leben der María in ihrer Kindheit und Jugend erzählt. Sie kam an einem Tag zur Welt, als Gott betrunken war, deshalb ist ihr Leben mit einem Fluch belegt. Sie ist die "Traurige María von Buenos Aires", die nicht gebenedeit ist wie die heilige Mutter Gottes im Gebet, sondern vergessen "unter allen Frauen" im Spiel des Lebens. Maria ist die Verkörperung des Tango, die Sängerin Astrid Vosberg herausragend singt und darstellt.

Maria PT 8Auf die ausführliche Geschichte verzichte ich an dieser Stelle. Die kann man auf der Homepage und im Programmheft des Pfalztheaters nachlesen. Viel mehr will ich etwas näher auf die vielen Protagonisten auf der Bühne eingehen. Besonders beeindruckend fand ich Oscar Orè (re.), der stimmlich wie darstellerisch in gleich fünf Rollen brillierte.

Olaf Becker (Bild oben li.) ist ein wunderbarer und klarer Erzähler mit einer großartigen Bühnenpräsenz. Man könnte es ihm (und dem Publikum) mit den interessanten Texten an der einen oder anderen Stelle etwas leichter machen, wenn die Musik nicht übertönt. 

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Fabelhaft in ihren Rollen sind der Schauspieler und Akrobat Jonathan Möller Montenegro als Geist und die Schauspielerin und Akrobatin Andrea Cisterna Muñoz als Marias Schatten. Ihre akrobatischen Vorführungen bereichern nicht nur emotional die Oper, sie sind atemberaubend anzusehen.

 

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Der Tango Argentino ist die vollendete Verständigung zwischen Frau und Mann, eine einzigartige Mischung aus Melancholie und Sinnlichkeit, inniger Zweisamkeit und ausdrucksvoller Improvisation. Feurige Blicke und stolze Posen, das bringen Astria Apel und Mariano Galeano fesselnd auf die Bühne. Dazu der Modern Tango von German Ivancic, der ebenso emotional und kraftvoll berührt.

Die musikalische Leitung der kleiner als sonst besetzten Pfalzphilharmonie hat Anton Legkii, der diese Oper sehr leger  klingen lässt. Der hoch gefahrenen Musikergraben lässt auch mal wieder eine Blick auf die phantastischen Musikerinnen und Musiker zu, die mit Leidenschaft diesen Tango tragen, darunter auch der schwermütige und mysteriöse Klang des  Bandoneons, gespielt von Arseniy Strokovskiy.

Maria PT 3Das Bühnenbild und die Kostüme bringen die Großstadt Buenos Aires mit dem Menschengewirr, der Hitze und dem Dampf der Straßen auf die Bühne.

Mit dem Chor des Pfalztheaters, der in kleineren Rollen auch solistisch mitspielt und der Statisterie ist hier ein wirkliches Gesamtkunstwerk zu sehen, das man nicht verpassen sollte.

 

Am Ende hat María ein Kind geboren, kein Jesuskind, sondern ein Mädchen, das María getauft wird. Ist es die wiedergeborene María? Eine andere María? Ist Gott eine Frau? Alles endet und alles beginnt von Neuem…

 IMG 4961Minutenlanger Applaus für diese Premiere: Tanz, Tango, Oper und Lyrik. Eigentlich müsste man die Operita dreimal schauen ansehen: einmal Augen zu und der wunderbaren Musik lauschen, dann der Lyrik zuhören und dann das Feuerwerk an Aktion auf der Bühne inklusive atemberaubender Akrobatik ansehen. Gänsehautmomente sind mehrfach garantiert. Sehr berührend und unbedingt sehenswert. Sie haben die Gelegenheit bis Ende Mai 2024.

 

Fotos:
Aufführung: Pfalztheater/Etter
Premiere: Petra Rödler

 

14.4.2024

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